Eisenempfehlung für verschiedene Sportarten
Ein gesunder Huf verändert unter Gewichtsbelastung seine Form: Die Hufwand wölbt sich nach außen, weil sich Ballen und Trachten spreizen, der Strahl senkt sich zu Boden. Dadurch kann das Pferd einen Teil der Belastung seiner Gelenke abfangen – der Huf wirkt wie ein Stossdämpfer. Bei Entlastung nimmt die Hornkapsel wieder ihre ursprüngliche Form an. Zu sehen ist dieser Vorgang nicht, er spielt sich im Millimeter-Bereich ab.
Wie stark sich die Hornkapsel unter dem Gewicht verändert, hängt vom Boden ab: je härter er ist, desto mehr erweitern sich die Trachten. Bei weichem Boden verformen sie sich kaum. Ein weiterer Vorteil des Hufmechanismus: das Hufhorn kann sich kleinen Bodenunebenheiten anpassen und schont damit die Scharniergelenke des unteren Pferdebeins. Außerdem sorgt der Mechanismus für eine gute Durchblutung des Hufes. Damit ein Beschlag den Hufmechanismus nicht zu sehr einschränkt, nagelt der Schmied seitlich nur bis zur Mitte des Eisens und bringt weiter hinten keine Aufzüge an. Die Trachten, dies sich bei Bewegung am stärksten dehnen, bleiben frei. An den Hufen ist die Bewegung wie gesagt zwar nicht zu sehen, aber an den Eisen hinterlässt sie ihre Spuren: die Schenkel weisen helle abgeriebene Stellen auf.
Der beste Beschlag ist eigentlich kein Beschlag. Denn der „nackte“ Huf kann seine Aufgaben immer noch am besten erfüllen. Er wirkt wie ein Stossdämpfer und schont dadurch die Gelenke des Pferdes. Wenn das Pferd gesund ist und sich die Hufe nicht zu kurz abreiben, bzw. keine schlechte Hufqualität hat, spricht daher alles für das Barfuß laufen. Vor allem für Weidepferde ist es sinnvoll, denn nirgendwo sonst ziehen sich Pferde so oft die Eisen ab wie auf der Weide. Leider kommen nicht alle Pferde ohne Beschlag aus. Nicht geeignet ist das Barfuß laufen für Pferde:
- die mehr als zwei Mal wöchentlich auf Asphalt und Schotterwegen laufen
- die auf speziellen Böden besonderen Halt und Griff brauchen
- denen über einen Beschlag bei Krankheiten geholfen werden kann
- mit Stellungsfehlern der Gliedmassen
- mit Hufstellungsfehlern wie beispielsweise platten oder steilen Hufen
- mit Hufen die leicht ausbrechen
Häufig genügt es nur die zwei Vorderhufe zu beschlagen.
Welche Form die Eisen haben sollten, hängt davon ab, wie und auf welchen Boden das Pferd gearbeitet wird – zumindest solange das Pferd gesund ist. Sonst kommen orthopädische Beschläge zum Einsatz. Vom Rock 'n Roll-Eisen über Spat-Eisen bis hin zu zehenoffenen Eisen hat der Schmied eine Menge Möglichkeiten, lahme Pferde wieder auf trab zu bringen. Das Wichtigste bei orthopädischen Beschlägen ist die Zusammenarbeit von Schmied und Tierarzt.
Eisenempfehlungen für verschiedene Pferdesportarten:
SPRINGSPORT
Im Springsport geht es um Sekundenbruchteile, die in engen Wendungen entschieden werden. Wer hier ins Schleudern kommt, kann den Sieg abschreiben. Springpferde brauchen Eisen die einen guten Griff bieten und nicht zu schwer sind. Dadurch kommen sie gut durch die Wendung und verbrauchen aufgrund des leichten Gewichts im Galopp beim Abhufen nicht zu viel Energie. Damit der Hufmechanismus arbeiten kann verwendet man kleine dünne Nägel die vor der weitesten Stelle des Hufes genagelt werden. Diese Nägel haben zusätzlich den Vorteil, dass sie leicht aus dem Horn rutschen, wenn sich das Pferde mit den Hinterhufen in die Vordereisen greift. Das Horn wird dadurch meist nicht beschädigt und das Eisen kann gleich wieder aufgeschlagen werden.
Eisenempfehlung: Mustad Continental-Eisen mit verschiedenen Stollen
DRESSURSPORT
Hallen- und Viereckboden machen für das Dressurpferd eigentlich keine Eisen nötig. Doch in den Verstärkungen fliegen die Hufe – und landen nicht bei jedem Pferd dort, wo sie sollten. Mit Hufeisen können die Hufe so gestellt werden, dass sich die Pferde nicht mehr greifen. Richtige Eisen können die Bewegungen des Dressur-Pferdes erhalten und zum Teil noch verbessern. Wenn der Boden sehr tief ist, dann machen Eisen Sinn, die ein zu tiefes Einsinken des Hufes verhindern. Sehnen und Gelenke werden nicht überlastet. In solchen Fällen ist es sinnvoll Eiereisen, auch Ovaleisen genannt, aufzuschlagen.
Eisenempfehlung: Mustad Continental-Eisen mit kleinen Stiften oder Colleoni Aluminium Egg Bar oder Kerckhaert Egg Bar Stahl
VIELSEITIGKEITSSPORT
Die Gefahr, dass sich Pferde beim Reiten ihre Eisen abtreten, ist in dieser Disziplin am größten. Falls es doch zum abtreten kommt, sorgen kleine und dünne Nägel dafür, dass sich das Eisen schnell und ohne das Horn zu verletzen löst. Beim Eisen setze ich auf das Vollprofileisen St. Croix, das einen schmalen Tragrand hat und besonders gut für feine Nägel geeignet ist. Es ist nach allen Seiten abgerundet, so dass das Pferd in Wendungen nicht über eine Kante rollen muss, also schneller vom Boden kommt. Außerdem bietet das Eisen guten Griff.
Eisenempfehlung: St. Croix Eventer
FAHR- UND DISTANZSPORT
Beide Sportarten bewegen sich viel auf Asphalt, das ist wohl eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die Fahr- und Distanzpferde verbindet. Entsprechend ähnlich sind auch ihre Beschläge. Sie sind der gleichen Belastung ausgesetzt und sollten daher alle 6 bis 8 Wochen neu beschlagen werden. Damit die Bänder, Sehnen und Gelenke nicht zu sehr strapaziert werden, empfehle ich eine stoßdämpfende Einlage der Firma Luwex zwischen Huf und Eisen zu legen. Außerdem bekommen die Eisen am Schuss und an den Schenkelenden noch kleine Stifte.
Eisenempfehlung: Mustad Continental-Eisen oder Werkmann Reitpferde Hufeisen
FREIZEITPFERD
Gemeint sind hier vor allem Pferde, die nicht oder kaum an Turnieren teilnehmen und überwiegend im Gelände geritten werden. Steht das Pferd „hauptberuflich“ auf der Weide und wird es vor allem auf weichen Boden bewegt, sind bei guten Hufen keine Eisen am besten. Sind allerdings mehrmals in der Woche Ausritte geplant, die viel über Asphalt und Schotterwege gehen, wird der Reiter nicht um Eisen
herumkommen. Der Abrieb ist ansonsten zu groß, das Pferd kann eine Huflederhautentzündung bekommen. Oft reicht es aus, nur die Vorderhufe zu beschlagen.
Empfehlung: Barhuf oder Werkmann Reitpferde Eisen
FESSELTRÄGERSCHADEN
Von der Rückseite des Beines bahnt sich der Fesselträger seinen Weg bis zur Zehe hinunter. Wenn das Pferd die Trachten mehr belastet und die Zehe schont, ist weniger Zug auf dem Fesselträger und an diesem Punkt setzt der Beschlag an. Das Eisen sollte im Zehenbereich eine Platte haben und vorne höher als hinten sein. Es nimmt den Zug von der beschädigten Sehne und verteilt durch die Platte das Gewicht gleichmäßig. So beschlagen heilt die Sehne doppelt so schnell wie ohne dieses Eisen.
BEUGESEHNENSCHADEN
Was ein Segen für den Fesselträger ist, ist eine Qual für die tiefe Beugesehen, die genau an der anderen Seite des Hufbeins endet. Kommen die Trachten nach oben, wird sie entlastet. Die erste Entlastung der tiefen Beugesehne erreicht der Schmied bereits über das ausschneiden des Hufes: er kürzt die Zehe und lässt die Trachten länger wachsen, so dass der Huf hinten ein wenig nach oben kommt. Ein Eiereisen aus Aluminium verteilt dann den Druck und ist leicht genug, so dass dessen Gewicht die Sehne nicht belastet.
Empfehlung: Colleoni Aluminium Egg Bar, flach oder keil
HUFGELENKSPROBLEME / HUFROLLENENTZÜNDUNG
Bei jeder Bewegung des Pferdes federt das Hufgelenk leicht nach oben und unten. Genau diesen Mechanismus muss ein Beschlag einschränken, wenn das Gelenk beschädigt oder die Hufrolle entzündet ist. Nur so kommt dieser Bereich zur Ruhe. Ansatzpunkt des Beschlages ist immer die Hufsohle, denn das Hufgelenk drückt sich bei Belastung gegen de Sohle. Wenn sich die Sohle nicht nach unten drücken läst, gilt das auch für das Hufgelenk. Wenn das Pferd eine normale Zehenachse hat so greife ich bei solchen Problemen zum Aluminium Egg Bar Eisen. Dieses Eisen wird mit Kunststoff ausgegossen, so dass es eine plane Fläche bildet. Durch die Eisenform und dem Kunststoff, schaffe ich eine möglichst große Tragfläche. Das Gewicht verteilt sich besser auf die Knochen, und die Sohle drückt sich nicht mehr so weit nach unten. Bei tiefen Boden verhindert dieser Beschlag ein tiefes einsinken des Hufes.
Empfehlung: Colleoni Aluminium Egg Bar, flach oder keil oder Navicular Egg Bar
HUFREHE
Rufrehe ist ein nicht eiternder entzündlicher Prozess im Huf, für den es verschiedene Ursachen gibt wie etwa fehlerhafte Fütterung oder Vergiftung. Anfangs ist die Huflederhaut sehr schmerzhaft entzündet. Durch die Entzündung löst sich die Huflederhaut vom Hufhorn ab. Das Hufbein kann durch das Gewicht des Pferdes und den Zug der tiefen Beugesehne aus seiner Lage verschoben werden. Im schlimmsten Fall senkt es sich und bricht durch die Hufsohle. Solange die Hufrehe akut ist und eine Pulsation oberhalb des Hufes spürbar ist, sollte es nicht beschlagen werden. In diesem Falle verwende ich eine keilförmige Styroporunterlage (bei den Trachten höher). Diese wird mit einem wasserdichten Verband am Huf angebracht. Dieser Verband wird stündlich mit kühlender Flüssigkeit aufgegossen. Die Erhöhung an den Trachten vermindert den Zug der tiefen Beugesehne auf das Hufbein und verhindert dadurch eine Verlagerung. Wenn die akute Phase abgeklungen ist, bekommt das Pferd Eisen mit breiten Schenkeln im Trachtenbereich. Beim Beschlag wird darauf geachtet, dass die Zehe das Hufeisen nicht berührt (man spricht von „schwebender Zehe“). Bei chronischer Rehe ist entscheidend ob das Hufbein rotiert ist, also sich im Huf gesenkt hat. Bei diesem Krankheitsbild kommt das „Rock `n` Roll“ Eisen zum Einsatz. Bei diesem Eisen steht das Pferd auf einer Erhöhung in der Mitte des Eisens. Sobald das Pferd los läuft, kippt es sich nach vorne. Die Zehe stellt keine Kante mehr da, die mit viel Aufwand überwunden werden muss, da das Pferd schon Schwung hat. Das wiederum entlastet die scherzhafte Zehe.
Empfehlung: bei akuter Hufrehe, Styroporunterlage und Verband. Bei chronischer Hufrehe wenn Hufbein rotiert, Colleoni Rock `n`Roll Eisen. Bei chronischer Hufrehe wenn Hufbein nicht rotiert, Reitpferdehufeisen mit seitlichen Aufzügen und verbreiteten Schenkeln
ARTHROSE/SPAT
Bei der bekanntesten Form der Arthrose, dem Spat im Sprunggelenk, kann allerdings nicht viel über ein orthopädisches Eisen ausgerichtet werden. Die Distanz vom Huf zum Gelenk ist zu groß, um etwa durch eine Schrägstellung des Hufes das Gelenk u beeinflussen. Man kann dem Pferd nur helfen, indem man es ihm leichter macht sich zu bewegen. Ein Eisen, dessen äußerer Tragrand breiter ist als der innere, hilft in diesem Fall. Das Pferd sinkt mit der inneren und schmaleren Seite dieses Breitschenkeleisens tiefer in den Boden während der breitere äußere Teil nicht einsinkt. Dadurch stellt sich das Bein schräg, das Gelenk öffnet sich auf der Innenseite, während es außen leicht zusammengedrückt wird. Der innere schmerzhafte Teil wird entlastet. Eine starke Zehenrichtung leicht nach außen verschoben hilft dem Pferd zusätzlich leichter mit dem Huf abzurollen.